Die Realisierung einer Golfsportanlage, Ansichten und Erlebnisse eines Initiators


von Uwe Stedtfeld

Idee

Die Idee, in Lippstadt einen Golfplatz zu bauen, hatte ich, seitdem ich mich für den Golfsport interessiere. Ich hatte damals nur zwei Möglichkeiten, diese Sportart im Umkreis zu erlernen: Beim Golfclub Paderborner Land, wo gerade ein 9 Loch Platz entstand, 23 km entfernt, oder im Westfälischen Golfclub, Gütersloh, wo bereits eine 18 Loch Anlage existierte, ebenfalls 23 km entfernt. Da ein großer Teil meiner Verwandtschaft dort schon dieser Sportart frönte und für mich bürgte (so war das damals), trat ich im Jahr 1985 in den Westfälischen Golfclub Gütersloh ein.

Das mühsame und zeitaufwändige Training auf der Driving-Range begann. 23 Kilometer und 30 Minuten für die Anfahrt, zwei Eimer Bälle schlagen, ebenfalls 30 Minuten, und dann 23 Kilometer in 30 Minuten wieder zurück. Zwischendurch die Trainerstunden  mit dem gleichen Aufwand. Das pro Woche ein oder zwei Mal. Mehr erlaubte mir die Zeit damals noch nicht. 

Fazit nach einem Jahr

Das erste Jahr verging, ich erhielt die Platzreife und konnte endlich 9 Löcher spielen. Eineinhalb bis zwei Stunden Spielzeit, eine Stunde Fahrzeit. Auch jetzt stimmte die Relation zwischen Fahr- und Spielzeit noch nicht.

Fazit: »Ein Golfplatz in Lippstadt müsste her.« Allein schon wegen des ungünstigen Verhältnisses zwischen Trainings- und Fahrzeit. Dann aber, als ich langsam besser wurde, nicht nur die meisten Bälle im Rough suchen musste sondern auch öfter mal die Spielbahn traf, wuchs die Begeisterung für diese herrliche Sportart. Immer mehr beschäftigte ich mich mit dem Gedanken, wie und wo man in Lippstadt einen Golfplatz bauen könnte. Ich suchte Gleichgesinnte, die mit mir den Gedanken teilten und auch bereit waren, sich hierfür einzusetzen.

Gespräche

Die ersten Gespräche führte ich als Vorstandsmitglied im Lippstädter Verkehrsverein. Ich musste jedoch schnell feststellen, dass ich mit meinen Vorstellungen weder bei Politikern noch in der Stadtverwaltung auf Zustimmung stieß. Die Beisitzer aus Wirtschaft und Handel unter ihrem damaligen Vorsitzenden, dem Bankdirektor Werner Brunswieck, sahen die Idee wesentlich positiver. 

Mit gezielter Regelmäßigkeit brachte ich daher das Thema »Golf« immer wieder auf die Tagesordnung.

Erste Planung

Im Jahr 1988 wurde in Lippstadt die Wirtschaftsförderung gegründet. Auch hier trug ich meine Idee vor und fand dort positive Resonanz. Das stadtnahe, traumhafte Gelände mit natürlichen Wasserläufen, Teichen und altem Baumbestand um das Schloss Herringhausen – Overhagen, mit der alten Remise als eventuellem Clubhaus, schien mir ein idealer Standort zu sein. Das Stadtplanungsamt und die Wirtschaftsförderung unter den Geschäftsführern Höhn und Haltenhof nahmen sich der Sache an, und der Golfplatzarchitekt Spangemacher aus Oelde wurde beauftragt, hierfür eine Golfplatzanlage zu planen. Am 6. November 1989 wurde dann die erste Planung für einen Golfplatz in Lippstadt vorgestellt.

Die Baukosten für die 18 Loch Anlage (78,8 ha plus 9 Loch Kurzplatz mit 15,7 ha) wurden auf ca. 2.456.500 DM veranschlagt (ohne Clubhaus). Die Realisierung des Golfplatzes an dieser Stelle scheiterte aber an der Einwilligung der Grundstückseigentümer. Zwischenzeitig fanden Wechsel in Politik und Verwaltung statt. Der damalige Stadtdirektor, Klaus Karl Kaster, und Bürgermeister Franz Klocke interessierten sich für meine Idee, in Lippstadts Umgebung einen Golfplatz in verkehrsgünstiger Lage zu errichten.

Am 5. Juni 1992 fand im Kurhaus in Bad Waldliesborn ein Gespräch statt, an dem das Planungsamt der Stadt Lippstadt, die WFL, vertreten durch den zweiten Geschäftsführer und Kämmerer der Stadt, Rainer Strotmeier, die Bad Waldliesborn GmbH sowie einige Golfclub-Interessierte teilnahmen. Thema der Diskussion: »Welches Gelände ist geeignet zur Errichtung einer Golfsportanlage?«

Zwei Standorte waren im Gespräch für eine Realisierung: Das Gelände Bad Waldliesborn – Wadersloh, an der Glenne, Eigentümer Freitag und Nölke. Die Gemeinde Wadersloh hatte sich zwischenzeitlich positiv für eine Golfplanung auf diesem Gelände entschieden oder das stadtnähere Gelände auf dem Gut Mentzelsfelde mit dem Wiesenhaus, Eigentümer: Herbert Cosack. Die Entscheidung fiel, wegen mehrerer Vorteile, auf das von mir favorisierte Gelände Gut Mentzelsfelde: Verkehrsgünstige Anbindung an die B55, Synergieeffekt für Bad Waldliesborn, Stärkung des Wirtschaftsstandortes Lippstadt etc.

In dieser Sitzung wurde beschlossen, über das Grundstücksamt mit dem Eigentümer Herbert Cosack einen Gesprächstermin zu vereinbaren. Herr Strotmeier führte die Verhandlungen für die Stadt Lippstadt. Er war ein eifriger Verfechter unserer Ideen. Für den Golfclub Lippstadt nahmen daran teil die Herren Werner Brunswieck, Dieter Krane und ich. Allein die Bereitschaft des Eigentümers, mit uns über eine eventuelle Realisierung einer Golfsportanlage auf seinem Gelände zu diskutieren, empfanden wir schon als positiv. Eine Vielzahl von Gesprächen fand im Hause Cosack statt, an denen wir drei Initiatoren und Herr Strotmeier teilnahmen. Fast alle Probleme des Eigentümers konnten durch die Mithilfe und Unterstützung in Rat, Verwaltung, Kreis und der Bezirksregierung in Arnsberg positiv geregelt werden. Trotzdem zogen sich diese Gespräche sehr zäh über mehrere »Kaffee-Einladungen« hin.

Durchbruch

Irgendwann erlahmte unsere Initiative, so dass wir uns vor dem Adventskaffee am 8. Dez. 1993 einigten: »Entweder wird der Durchbruch jetzt erreicht, oder es bleibt nur bei einer schönen Idee.« Der Durchbruch wurde aber endlich geschafft! Die Familie Cosack erklärte sich bereit, das Gelände rund ums Wiesenhaus an einen zu gründenden Golfclub zu verpachten. Jetzt ging es ums Wesentliche, den Pachtzins. Hier schienen sich zwischen unseren Vorstellungen und denen des Verpächters unüberbrückbare Gräben aufzutun. Es dauerte noch einmal drei Monate, bis es uns gelang, durch Vergleichszahlen von Nachbarclubs und Berechnungen, uns mit dem Eigentümer auf den allgemein üblichen Pachtzins zu einigen. 

Das war Ostern 1994. Wir hatten schon fast nicht mehr daran geglaubt, aber jetzt waren wir unserem Ziel ein großes Stück näher gekommen.

Immer mehr spürten wir auch den öffentlichen Druck, denn nun kam es darauf an, den Initiatoren, unsere Idee vorzustellen. Durch Veröffentlichungen in den Medien wurde das Interesse am Golfsport bei vielen Lippstädtern geweckt, so dass wir unseren kleinen Kreis mit Interessenten, die auch das entsprechende Fachwissen besaßen, verstärken konnten. So gewannen wir als Jurist Alfred Reineke, für die Vereins- und Jugendarbeit Franz – Josef Böhmer, für das Golfspiel die erfahrene Turnierspielerin Julia Mertens.

Die Realisierung war für uns durch die verflossenen Jahre nicht einfacher geworden. Der Golfplatz »Paderborner Land« hatte in der Zwischenzeit seine Anlage auf 18 Loch erweitert, ein neuer Golfplatz am Möhnesee war im Bau, die Warteliste im Westfälischen Golfclub war bereits abgebaut, und die umliegenden Clubs warben in unserem Einzugsbereich um neue Mitglieder. Und da sollten wir noch mit herkömmlichen Mitteln (7.000 DM bis 10.000 DM Aufnahmegebühr) einen Golfclub gründen und einen Golfplatz bauen? Ein scheinbar unlösbares Problem.

Ein Clubmodell für Alle

Mein Gedanke: „Wir müssen weg von dem herkömmlichen Clubmodell. Wir brauchen einen günstigeren Einstandspreis, um einen größeren Kreis von Interessenten anzusprechen und Golf als Breitensport zu etablieren. Dieser Gedanke wurde im Übrigen auch vom Deutschen Golfverband propagiert. Wir haben viele Gespräche mit Golfplatzarchitekten und Golfplatzbauern geführt, Golfplätze besichtigt, gespielt und Berechnungen angestellt. Wir konnten uns aber für keines dieser Konzepte stark machen. Eines stellte sich nach den vielen Unterredungen heraus: »Ein neues Konzept muss her.« Ich führte mehrere Gespräche mit Golffreunden, sammelte Ideen und Anregungen und wusste aus Gesprächen in meinem Golfclub, dass ein Heinz Wolters bereits zwei Golfplätze in eigener Regie gebaut hatte und diese zu Nutzungszwecken an Golfclubs vermietete. Daraufhin habe ich zusammen mit meiner Frau beschlossen, im Juli 1994 auf dem Golfplatz »Lipperland zu Lage«, der sich im Besitz von Herrn Wolters befand, zu spielen, um mich dort einmal umzusehen. Ich hinterließ meine Visitenkarte mit der Bitte um Rückruf »bezüglich eines Golfplatzes in Lippstadt«. 

Noch am gleichen Abend rief mich Herr Wolters an.

Es folgte ein längeres Gespräch, in dem wir vereinbarten, uns am 16.7.1994 auf seiner Golfsportanlage »Ravensberger Land« zu treffen.

An dieser kurzfristigen Besprechung mit Besichtigung der Golfanlage nahmen die Herren Dieter Krane, Franz- Josef Böhmer und ich teil. Herr Wolters erklärte uns sein Konzept: Niedrige Aufnahmegebühr von 2.000 DM und einen Jahresbeitrag wie in den umliegenden Clubs. Er selbst tritt als Bauherr und Betreiber auf, stellt dem zu gründenden Golfclub die Anlage zum Spielen zur Verfügung und erhält hierfür eine Nutzungsgebühr. Dies entsprach genau unserer Vorstellung. Wir vereinbarten für den 19.7.1994 ein weiteres Gespräch im Hotel Lippischer Hof, an dem außer uns auch Werner Brunswieck, Julia Mertens und der Stadtkämmerer, Rainer Strotmeier, teilnahmen.

Bereits bei diesem Gespräch wurde ein Nutzungsvertrag durchgesprochen und Herr Strotmeier gebeten, mit Herrn Cosack noch einmal in Verhandlung zu treten, um ihn davon zu unterrichten, dass als Pächter des Geländes für die Golfsportanlage, anstatt des zu gründenden Clubs, nun Herr Wolters als Bauherr und Betreiber der Vertragspartner sei.

Wir als Golfinitiatoren, waren uns nach diesem Gespräch einig, dass nur dieses Konzept des Herrn Wolters zu verwirklichen war und eine Zukunft versprach. 

Grundsätzlich waren alle Beteiligten mit der Realisierung der Golfsportanlage einig. 

Die Vertragsgestaltung zwischen dem Eigentümer Cosack und dem noch zu gründenden Golfclub wurde Anfang August 1994 zum Abschluss gebracht. So konnte bereits am Samstag, dem 20.8.1994, im Wiesenhaus der Pachtvertrag über die Fläche von 110 ha zu Errichtung einer 9 Loch Öffentlichkeitsanlage und einer 18 Loch Clubanlage, einschließlich der Anpachtung des Wiesenhauses als Clubhaus, zwischen dem Eigentümer und dem künftigen Bauherrn und Betreiber Wolters abgeschlossen werden.

Clubgründung

Am Sonntag, dem 28.8.1994 wurde der Golfclub von sieben Mitgliedern, Dr. Heiner Bergschneider, Franz-Josef Böhmer, Werner Brunswieck, Dieter Krane, Julia Mertens, Alfons Reinecke und Uwe Stedtfeld offiziell gegründet und die Satzung verabschiedet. Ein lange gehegter Golftraum ging endlich in Erfüllung.

Nutzungsvertrag

Am 29.8.1994 wurde der Nutzungsvertrag zwischen dem Betreiber Wolters und den Vorstandsmitgliedern des Golfclubs Lippstadt e.V. Böhmer, Brunswieck, Krane, Mertens, Reineke und Stedtfeld unterzeichnet. 

Ergänzungen zum Nutzungsvertrag wurden noch am 23.9.1994, 23.12.1994 und 9.6.1998 vorgenommen.

Danach ging alles, im wahrsten Sinne, Schlag auf Schlag…

Zeitleiste


  • 1989

    Erste Planungen

    einer Golfplatzanlage in Lippstadt am Schloss Herringhausen. Mit dem Eigentümer Baron von Schorlemer konnte keine Einigung erzielt werden.

  • 1992

    Entscheidung

    Entscheidung für den Golfplatzstandort auf dem Gelände des Gut Mentzelsfelde

  • 1994

    Einigung

    Zu Ostern Einigung mit dem Grundstücksbesitzer Herbert Cosack (links) Heinz Wolters (Mitte) Uwe Stedtfeld

  • 28.08.1994

    Gründung

    Gründung des Golfclub Lippstadt e.V. am 28. August 1994 im Wiesenhaus, dem heutigen Clubhaus. V.l.: Uwe Stedtfeld, Eleonore Cosack, Herbert Cosack, Peter Cosack, Heinz Wolters, Alfons Reineke, Julia Mertens, dahinter Werner Brunswieck, Dieter Krane, Rainer Strotmeier, Franz-Josef Böhmer

  • 29.08.1994

    Nutzungsvertrag

    Unterzeichnung des Nutzungsvertrags am 29. August 1994 zwischen Betreiber Wolters, Herbert Cosack (Bild) und den Vorstandsmitgliedern Böhmer, Brunswieck, Krane, Mertens, Reineke und Stedtfeld